Journal of the European Ayurvedic Society

by Inge Wezler | 1983 | 464,936 words

The Journal of the European Ayurvedic Society (JEAS) focuses on research on Indian medicine. Submissions can include both philological and practical studies on Ayurveda and other indigenous Indian medical systems, including ethnomedicine and research into local plants and drugs. The “European Ayurvedic Society” Journal was founded in 1983 in Gronin...

Kokkoka’s Ratirahasya translation (Part 2)

[Full title: Kokkokas Ratirahasya ubersetzt und erlautert (II) / By Klaus Mylius]

[Also see: Part 1 | Part 3]

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1. 2. 3. V. Der Abschnitt uber die Kenntnis von den Landesteilen 102 Im Allgemeinen erlangen die Manner Befriedigung als Aufhoren des Wollustgefuhls vor den Frauen. Indem man dies erkannt hat, behandele man die Frauen so, dass sie schon zu Beginn des Verkehrs feucht sind. 103 Wenn sie immer wieder mit ausserer Liebe 104 umworben wurden, nachdem man Ort 105, Zeit und Typ erkannt hat, entspannen sich die jungen Frauen, werden hochgradig verliebt, werden feucht und schnell befriedigt. Wer so vorgeht, dass er seine Gedanken auf das Meer, den Wald, eine Schlucht, einen Felsen, eine Zufluchtsstatte richtet, 106 dabei sacht beginnt und stets bestandig bleibt ein solcher Mann 107 erfreut sich, auch wenn er erregt ist, lange am Beischlaf. 4. Bei einem Mann, der an einen uberaus beweglichen Affen, welcher uber die Aste eines Baumes eilt, denkt, wird niemals der Samen - 102 Fortsetzung aus JEAS 3.1993, S.145-173. Gemeint sind die in den einzelnen Provinzen des indischen Subkontinents dominierenden Frauentypen und Liebesbrauche. Schon Vatsyayana hatte den hierbei zutage tretenden Unterschieden grosse Aufmerksamkeit geschenkt (Kamasutra II,5,20-33 u.a.). Dem Inhalt nach gehoren Ratirahasya V,1-8 allerdings noch zum Abschnitt IV. 103 Die Substanz dieses Lehrsatzes ist im Abendland erst 1927 von T.H. van de Velde (Die vollkommene Ehe. Eine Studie uber ihre Physiologie und Technik. Leipzig/Stuttgart 131927) der Allgemeinheit dargelegt worden. Dass sie allenthalben in die Praxis Eingang gefunden hatte, wird man aber selbst fur die Gegenwart schwerlich behaupten konnen; auch in Indien sind Praxis und Theorie nicht notwendigerweise im Einklang. 104 Also nicht mit platonischen Gesprachen, sondern mit Kussen, Petting usw. 105 Es bleibt offen, ob eine fur die Liebe geeignete Ortlichkeit oder die provinzielle Eigenart der Frau gemeint ist. 106 Bekanntlich wird eine Ablenkung der Gedanken zur Vermeidung einer eiaculatio praecox auch heute noch empfohlen und verspricht sehr wohl Erfolg. gen. 107 Er darf also nicht der Verlockung folgen und seine Bewegungen beschleuni-

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traufeln, selbst wenn er schon bis in die Eichel vorgedrungen ist. 108 5. Eine Liebe, die aus einer Verbindung mit der wiederholten Beschaftigung mit der Jagd, mit handwerklichen Kunsten, mit dem Tanz oder mit Gebieten wie dem Lautenspiel entsteht, eine solche bezeichnen die Weisen als 'Beschaftigungsliebe'. 6. Ist die Liebe weder aus einer Beschaftigung noch aus einem ahnlichen Gebiet hervorgegangen, sondern einzig aus dem eigenen Entschluss, dann ist sie aus Zuneigung entstanden, etwa zwischen Eunuch und Frau, 109 oder wie bei den hier gelehrten Umarmungen, Kussen usw. von Mann und Frau. 7. Eine Liebe, die irgendwo aus der Ahnlichkeit mit einem anderen entsteht, 110 diese bezeichnen die Verstandigen als aus dem Vertrauen entstanden. Indem sie aus den hauptsachlichen Sinnesgebieten hervorgegangen ist, nennt man sie sinnliche Liebe. 8. Das, was als Eigenart des Wesens geschildert wurde, was als Wesenstyp, Altersstufe usw. als Besonderheit gilt, was als klare provinzielle Eigenart zu besprechen sein wird: Nachdem man dies in Dam Rechnung gestellt hat, mache man sich an ein Madchen heran.111 9. Einen lauteren Wandel unter Abneigung gegen Nagel- und Zahnspuren sowie gegen Kusse fuhren die in Madhyadesa112 geborenen Frauen. Von derselben Art sind die aus Avanti 113 und Bahlika114 Stammenden; sie lieben die Citrarata-Stellung. 115 meint. 108 Ohne Gewahr! 109 Hierbei kann es sich nur um den Cunnilingus handeln. 110 Offensichtlich ist die Ahnlichkeit mit einem bzw. einer fruher Geliebten geIst gemeint: 'Das stelle man in Rechnung, wenn man sich an ein Madchen heranmacht'? Oder ist die Aussage stringenter aufzufassen? 112 'Mittelland, Zentralregion', namlich das zentrale Nordindien zwischen Himalaya und dem Vindhya-Gebirge, ungefahr dem Westteil des heutigen indischen Unionsstaates Uttar Pradesh entsprechend. 113 Name eines alten Reiches nordostlich des heutigen Bombay mit der Hauptstadt Ujjayini. 114 Name eines im aussersten Nordwesten siedelnden Volkes, dessen Wohnsitze sich vom Norden des heutigen Pakistan bis nach Afghanistan erstreckten.

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K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) 165 10. Die aus Abhira116 geburtige Frau begehrt Umarmungen, lehnt die Tatigkeit der Nagel und Zahne ab, ergotzt sich aber an Schlagen. Durch Kusse ist ihr Gemut zu gewinnen. Die Frau aus Malava 117 verhalt sich ganz genauso. , , 11. Die am Ufer der Iravati 118 des Indus und der Satadru119, zwischen den Flussen Vipas 120 und Vitasta 121 und am Ufer der Candrabhaga 122 geborenen Frauen sind ohne Mundverkehr 123 nicht zu erlangen. 12. Die Frau aus Gujerat tragt bauschige Haarflechten, 124 hat einen schlanken Korper, uppige Bruste und einen freundlichen Blick. Ihre Rede ist lieblich, und sie ist sowohl dem inneren als auch dem ausseren Liebesgenuss zugeneigt, kann aber auch abweisend 125 bar sein. 13. Die Frau aus Lata 126 wird durch langsame Schlage sowie durch die Betatigung von Nageln und Zahnen sehr feucht und verlangt nach Umarmungen. Sie ist von ungestumer Leidenschaft, hat einen zarten Korper und wirft sich beim Fest der Wollust hin und her. 14. Die Andhra-Frau ubertritt das Kennzeichen guten Wandels: Sie hat Freude an unmoglichem Betragen 127 und ist versessen auf WolHierbei steht einer der Partner gegen eine Saule oder eine Wand gelehnt; ausfuhrliche Beschreibung in X,33-36. 116 Name eines Gebietes im sudlichen Gujerat nahe der Mundung der Narbada. 117 Name eines Gebietes im Flussbereich des Chenab im West-Panjab (heute Pakistan). 118 Die heutige Ravi im Panjab. 119 Der heutige Sutlej im Panjab. 120 121 122 Der heutige Panjab-Fluss Bias. Der heutige Fluss Jhilam im Panjab. Der heutige Panjab-Fluss Chenab. 123 Im Kommentar ist offensichtlich bhagacusana- statt bhagabhusana- zu lesen; d.h. gemeint ist der Cunnilingus. 124 Der Text ist hier nicht einwandfrei uberliefert. 125 Der Text ist mehrfach miSSdeutet worden; virakta ist aber weder eine Textverderbnis noch bedeutet es 'leidenschaftlich'. 126 127 Name eines alten Reiches, etwa im Sudteil des heutigen Gujerat gelegen. Im Sanskrit anacara-, wortl.: 'Nicht-Betragen'.

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128 lust. Sie richtet ihren Sinn auf die Spiele der Stutenstellung 12 und bewahrt sich noch als Matrone ihre Zartheit. 15. Die aus Strirajya 129 und Kosala 130 geburtigen Frauen werden feucht, wenn sie von einem kunstlichen Penis gerieben werden. Von kraftigen Schlagen sind sie entzuckt. Sie haben eine uberaus heftig juckende Scheide. 132 16. Die in Maharastra geborenen Frauen fuhren aggressive, ordinare Reden und sind schamlos. In der Liebe sind sie den vierundsechzig Kunsten 131 zugetan. Ebenso sind die Frauen von Pataliputra die sich damit jedoch im Verborgenen halten. 17. Die Dravidda 133-Frauen werden allmahlich feucht, wenn sie durch ausserliche Liebesbezeigungen 134 innerlich und ausserlich wiederholt erregt werden. Sie sind reich an Scheidenfeuchtigkeit und erlangen das Wollustgefuhl schon beim ersten Liebesakt. 18. Die Frauen aus dem Vanavasa 135-Land verhullen die Mangel des eigenen Korpers, wahrend sie uber die Mangel anderer vielfach lachen. Sie ertragen alles, 136 lieben aber selbst nur mit mittelmassiger Leidenschaft. 19. Die Frau aus Gauda137 und Vanga 138 ist zartgliedrig, hat einen 128 Eine Stellung, bei der die Frau auf dem Rucken liegt; vgl. X,20. 129 Etwa 'Amazonenreich', Name eines dem heutigen Kumaon im Himalaya entsprechenden Reiches. 130 Altestes indisches Grossreich, lag nordostlich vom mittleren Ganges (auch Kosala). 131 Diese werden in Kamasutra 1,3,15 aufgezahlt. 132 Name der Hauptstadt des Magadha-Reiches, eines der altesten indischen Grossreiche, im jetzigen Unionsstaat Bihar; heute Patna. 133 Man beachte, dass die in 14 erwahnten dravidischen Andhras nicht mit dieser allgemeinen Bezeichnung fur die Bewohner des sudlichen, z.T. auch des zentralen Indiens bedacht werden. 134 135 Vorwiegend also wohl durch Kusse und Petting. Name eines alten Reiches ostlich der Konkan-Kuste bis zur Tungabhadra, das also grosse Teile der Waldgebirge in den West-Ghats umfasste. 136 137 Namlich durch Leidenschaft bewirkte Kratz- und BiSShandlungen. Etwa das heutige West-Bengalen. 138 Name eines alten Reiches in Bengalen, etwa das heutige Bangladesh.

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(er) K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) 139 167 wohlklingenden Namen, sehnt sich nach Umarmungen und Kussen, us hat aber nur geringe Leidenschaft. Ihr Benehmen ist rauh. Dem Liebeskampf ist sie abgeneigt. Sie hat uppige Gesassbacken. 20. Die in Kamarupa140 geburtige Frau ist zart wie eine Sirisa 141 Blute und wird oft feucht. In der Liebe schmilzt sie schon hin, wenn sie nur mit der Hand beruhrt wird, wobei sie einzig an der Scheidenberuhrung Gefallen findet. Ihre Rede ist freundlich. 21. Die Frau aus Utkala 142 ist von grosser Leidenschaft verwirrt. Durch Zahne, Schlage und Fingernagel bewirkte Wunden sind ihr angenehm. Den Mundverkehr liebt sie ganz besonders. Die aus Kalinga 143 geburtige Frau ist wie die aus Anga 144 und Vanga." 22. Muladeva 146 bezeichnet die Utkala-Frau als eine, der durch mannigfache Nagelwirkungen, heftige Hiebe mit der Hand und die Arten des Mundverkehrs die hochste Lust bereitet wird als eine, die ununterbrochenen Liebeskampf vollfuhrt, jede Scham abgelegt hat und starke Leidenschaft besitzt. - 23. Damit hat der Furst der Weisen auch etwas uber die Wesensart der Frauen in den Provinzen gesagt. In derselben Weise schliesse man auch auf eine aus einer anderen Gegend stammende junge Frau. Wie man erfahren hat, sind eigenes Gefuhl und angeborene 139 Sie liebt also nur die ausserlichen Zartlichkeiten, nicht den eigentlichen Geschlechtsverkehr. 140 Etwa das heutige Assam. 141 Der Baum Acacia sirissa. 143 Die Region von Puri und Bhubaneshwar im heutigen Orissa. Name eines alten Grossreiches im ostlichen Indien zwischen den Flussen Godavari und Mahanadi. 144 Name eines alten Reiches, das vermutlich Teile der heutigen Unionsstaaten Westbengalen und Bihar umfasste. 145 Anga ist vorher nicht erwahnt worden, eignet sich also fur einen Vergleich an dieser Stelle nicht. Daher ist diese Zeile moglicherweise falsch uberliefert; denkbar ist ein Vergleich der Frauen von Utkala und Kalinga. 146 Name eines ansonsten nicht naher bekannten Lehrers der Erotik. Herr Prof.Dr. Rahul Peter Das weist auf den beruhmten Schelm Muladeva hin, uber den vor allem Maurice Bloomfield gehandelt hat ('The Character and Adventures of Muladeva', Proceedings of the American Philosophical Society 52.1913, S.616-650); besteht eventuell ein Zusammenhang?

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Wesensart machtiger als die einer Provinz eigene Wesensart. 24. Damit ist alles, was uber die provinzielle Wesensart der Frauen gesagt wurde, klar. Auf ebendiese Weise schliesse man auch auf Frauen aus hier nicht erorterten Gegenden. Ferner erkenne man die angeborene Wesensart aufgrund der eigenen Erfahrung. Von den beiden 147 erkenne man das angeborene Element als das entscheidende.148 25. Nachdem man so gemass dem Unterschied von angeborener und provinziell bedingter Wesensart das Ausmass der Geschlechtsteile, die Zeitdauer bis zum Orgasmuseintritt, die Leidenschaftlichkeit, die betreffende Altersstufe und den Typus festgestellt hat, werden die ausserliche Liebe und der Geschlechtsverkehr in Gang gesetzt. 26. Hierbei ist zu Beginn die ausserliche Liebe zu vollziehen und dabei wiederum als erstes eine Umarmung. Aufgrund des Unterschiedes, ob namlich ein Liebesspiel noch nicht oder doch schon stattgefunden hat, gibt es zwei Arten von Umarmungen mit insgesamt zwolf Moglichkeiten. 149 1. 2. VI. Der Abschnitt uber die Umarmungen Wenn eine Frau einem Mann gegenubergetreten ist und dieser unter einem ablenkenden Vorwand an ihr vorubergeht und dabei mit seinem Korper ihren Korper in Kontakt bringt, so nennen die Liebeskundigen dies die 'beruhrende' Umarmung Wenn eine mit uppigen Gesassbacken versehene Frau, indem sie Namlich den provinziellen Besonderheiten und den charakterbedingten Wesenszugen. 148 Das wurde zwar bereits in 23 bemerkt, ist aber so wesentlich - auch aus heutiger Sicht, dass die Wiederholung verstandlich wird. 149 Daruber mehr im nachsten Abschnitt. Hat ein Liebesspiel noch nicht stattgefunden, muss also die Frau noch erobert werden, gibt es vier Moglichkeiten von Umarmungen, im anderen Falle acht; vgl. VI,4. 150 Als Umarmung wird man dies kaum bezeichnen konnen, handelt es sich doch eher um eine erste Tuchfuhlung im Sinne einer koketten Beruhrung. 151 Vgl. die Parallelstelle im Kamasutra II,2,8. - Man beachte, dass hier und im folgenden zunachst die vier Moglichkeiten der Umarmung besprochen werden, die gegenuber einer noch nicht eroberten Frau anzuwenden sind.

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3. K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II)ol 169 nach etwas greift, 152 den umherblickenden, stehenden oder sitzenden Mann mit den Brusten gleichsam durchbohrt, und dieser die Frau dann fest packt, so wird dies die 'durchbohrende' Umarmung genannt. 153 Wenn auf einer Reise, bei einer Festlichkeit usw. oder in tiefer Finsternis die beiden lange Zeit Korper an Korper miteinander gehen, so ist dies die 'reibende' Umarmung. Erfolgt dabei ein Pressen [der Frau durch den Liebhaber] gegen eine Wand, so ist dies als 'pressende' Umarmung bekannt. 4. Um Zuneigung zu erwecken, verkundet man den Paaren, die noch keinen Beischlaf gehabt haben, ein Umarmungsspiel von vierfacher Art. Den Paaren aber, die die Wollust bereits erfahren haben, wird zur Steigerung der Verliebtheit von den Weisen eine achtfache Art dargelegt. 5. Wenn eine Frau von geradem Wuchs, indem sie kokett eine Liane nachahmt, sich um den Liebsten schlingt wie um einen Baum, wobei sie leise sit 154 macht, Lustschreie ausstosst, sein Gesicht neigt, um es zu kussen, und sich dabei biegt, so ist dies das 'Lianenschlingen'. 6. Wenn die erschopft seufzende Frau mit dem einen Fuss auf des Geliebten Fuss tritt, mit dem anderen Fuss auf seinen Schenkel steigt, wobei sie einen Arm um seinen Rucken legt, mit dem anderen Arm seine Schulter niederbeugt 7. und bestrebt ist, den Geliebten wie einen Baum zu erklettern, so ist dies die 'Baumerkletterung'. Damit sind die beiden Umarmungen dargelegt, die sich auf einen stehenden Partner beziehen. Jetzt sind auch die fur einen schlafenden (d.h. liegenden) Gatten passenden Arten der Umarmung mitzuteilen.155 8. Wenn man sich zu mehrmaligem innigem Umarmungsspiel ausstreckt und dabei Schenkel und Arme wetteifernd ineinander ver- 152 153 Dieses Greifen ist nur ein Vorwand fur die Annaherung. Kamasutra II,2,9. Auch die folgenden Umarmungen haben Entsprechungen in diesem Werk. 154 Dieses sit galt im alten Indien als Laut der Wollust und Zartlichkeit (vgl. Anm.43). 155 Im Original sind jeweils zwei Versviertel vertauscht.

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170 9. Journal of the European Ayurvedic Society 4 (1995) 157 schrankt, 156 wonach die Glieder zu unbeweglicher Vereinigung dies hat einst der Furst der Weisen als 'Sesam und Reis' bezeichnet. ineinander schmelzen Wenn die Frau, dem Manne zugewandt, auf seinem Schoss oder auf dem Bett Platz genommen hat und ihr Liebster sie liebevoll und inabnig umarmt, so dass durch das Heraufziehen unvergleichlicher Leidenschaft alle Bedenken schwinden und die Leiber wechselseitig gleichsam ineinander eindringen, dann nennt man dies 'Milch und Wasser'. 158 10. Wenn der Gatte, nachdem er die Buhne des Liebesgottes hergerichtet hat, 159 das Schenkelpaar der liebestrunkenen Frau durch leichtes Zusammenziehen der Zange seines eigenen Schenkelpaares druckt, so wird dies von denen, die in der Lehre der Weisen bewandert sind, als 'Schenkelumarmung' bezeichnet. 11. Wenn die Frau mit gelostem Haupthaar und Obergewand ihre ow Schamgegend an die Hufte des Geliebten bringt und sich auf ihn legt, um auf ihm die Taten der Fingernagel und Zahne oder Kusse anzubringen, so bezeichnet der Furst der Weisen dies als 'Schamgegendumarmung'. 12. Wenn die Schongliedrige oben auf der Brust des Geliebten sitzt und den Busen auf ihn legt, so ist dies die 'Brusteumarmung'. Wenn man den Mund auf den Mund, die Augen auf die Augen legt und mit der Stirn auf die Stirn klopft, so ist dies die 'Stirnumarmung'. 156 Der Kommentar zu Kamasutra II,2,18 erlautert, worum es geht: Liegt der Mann auf der rechten, die Frau auf der linken Seite, so schiebt der Mann seinen linken Schenkel zwischen die Beine der Frau und den linken Arm unter ihre rechte Schulter. Legt sich dann die Frau auf die rechte Seite, wird alles entsprechend vertauscht. 157 Damit kann nur Vatsyayana gemeint sein, dessen Kamasutra (II,2,18) die Quelle des hier Vorgetragenen ist. 158 Dies konnte eventuell keine eigentliche Umarmung in unserem Sinne sein, sondern eine positio cohabitationis. 159 D.h. wohl, nachdem er die Frau vaginal hinreichend erregt hat. 160 Der "Erfinder" dieser und der folgenden Stellungen ist, wie aus dem Kamasutra (II,2,22) hervorgeht, nicht Vatsyayana, sondern Suvarnanabha.

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1. K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) VII. Der Abschnitt uber die Kusse 171 Die Augen, den Hals, die Wangen, die Lippen, die Mundhohle, das Brustepaar und die Stirn bezeichnet man als die fur Kusse geeigneten Stellen. 161 Die Bewohner von Lata 162 bereiten sich gemass der Landesgepflogenheit wechselseitig 163 durch Kusse auf audie Geschlechtsteile, die Nabelgrube und in die Achselhohlen in hohem Masse Gluck. 2. Als gemessenen KuSS bezeichnet man den, bei dem die Frau, vom Mann mit Gewalt dazu gebracht, mit aufwarts gerichtetem Antlitz dasteht und ihren Mund auf den des Geliebten legt. 164 Der zukkende Kuss ist dann der, bei welchem die Frau die in das Innere ihres Mundes gesteckte Lippe des Gatten zu packen sucht, wobei ihre gerundeten Lippen zucken; sie ergreift sie jedoch nicht. 3. Wenn das Madchen die Lippe des Geliebten, die in ihren Mund gesteckt wurde, mit ihren Lippen sanft fasst und mit der Zunge ein wenig beruhrt, wobei sie mit der Hand seine Augen zuhalt, so ist dies der beruhrende KuSS.165 Was diese drei KuSSarten anlangt, so sind sie bei Madchen anzuwenden. 4. Wenn der Geliebte, der sich hinter der jungen Frau befindet, ihre Kinngegend mit beiden Handen ergreift und mit dem Mund ein wenig daruber hinwegfahrt, wonach sich beide wechselseitig an der Unterlippe saugen, so ist das der umherirrende Kuss. 166 Steht der Geliebte schrag hinter der Frau, so wird dies als schrager KuSS bezeichnet. 5. Ergreifen sich die Lippen und drucken sich beide, so gilt dies als ben. 161 162 Kamasutra II,3,4 lasst den Hals weg und nennt dafur die Haarlocken. Die Leidenschaftlichkeit der Frauen von Lata wurde schon V,13 hervorgehoLeider ist die Zuordnung von vyatikara ungewiss: Gemeint sein kann sowohl, dass durch den Cunnilingus beide Partner Gluck empfinden, als auch dass es sich um einen Austausch oraler Zartlichkeiten handelt. Sollte letzteres zutreffen, bote die Stelle einen Hinweis auch auf Fellatio. 164 165 166 In Kamasutra II,3,8 findet sich die Quelle dieses Satzes. Eine Entsprechung hat Kamasutra II,3,10. In diesen Details geht die Aussage des Ratirahasya weit uber die des Kamasutra (II,3) hinaus.

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druckender Kuss. Der reibende Kuss besteht darin, dass man mit zwei Fingern an der Lippe der Frau zieht und sie mit der Zungenaab spitze reibt. Der zahnlose Kuss entsteht, wenn man ihre mit Liebe herangezogene Lippe reibt. 167 Wenn aber der Geliebte in die Oberlippe beiSSt, so ist dies der OberlippenkuSS. 6. Wenn der bartlose Partner mit tutenformig gerundeten Lippen die verlangend ergriffenen, ganz zarten, gleichfalls tutenformig gerundeten Lippen des Madchens kuSSsst- oder aber sie tut dies -, so ist moy dies der LippentutenkuSS. Ein Entlang-des-Mundes-Kuss ergibt sich sullaus dem Kampf der spielerischen Zungen. 7. Der sanfte, der gleichmassige, der pressende und der gebogene 168 KuSS werden fur die ubrigen Korperstellen angegeben; 169 ihre Bedeutung ergibt sich von selbst. 8. Wenn der sehr spat eingetroffene Gatte die schon vorher eingeschlafene oder insgeheim Schlaf vortauschende Geliebte kussSSt, wird die so beschriebene Art als WeckkuSS170 bezeichnet, der zweifach ist. 171 171 Ferner gibt es einen als Spiegelbild bezeichneten Kuss,17 9. um eine ganz frische Zuneigung in einem Spiegel usw. fenbaren. Oder man kusst ein Abbild, das den [ersehnten] Mann At bzw. die [ersehnte] Frau zum Gegenstand hat. Das Umarmen oder 173 zu ofKussen von Abbildern, Kindern und Statuen - bei beiden wird etwas an Gefuhlen hineingelegt; darum gelten sie als ubertragen. 174 167 Hierbei darf also der Mann seine Zahne die Frau nicht spuren lassen. 168 Die Stelle ist nicht sicher uberliefert; statt des sinnwidrigen abhyarthita unserer Quelle haben gemass S.C. Upadhyaya (Kokashastra of Pandit Kokkoka. Bombay 1981, S.50) andere Texte das hier ubersetzte ancita, das aber kaum einen besseren Sinn ergibt. 169 Nach dem Kommentar gilt der sanfte Kuss allen Korperstellen ausser dem Mund. Der gleichmassige Kuss wird auf die Schamgegend, den Busen und in die Achselhohle gegeben. Der pressende Kuss ist fur die Wangen, die Achselhohlen und die Nabelgegend vorgesehen. Der 'gebogene' Kuss gilt vorwiegend Stirn und Kinn. 170 Vgl. Kamasutra II,3,26. 171 Namlich je nachdem, ob die Frau schlaft oder sich nur schlafend stellt. 172 Vgl. Kamasutra II,3,28. 173 Die Oberflache eines stehenden Gewassers kommt ebenfalls in Betracht. 174 Vgl. Kamasutra II,3,29.

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(zeer K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) 173 VIII. Der Abschnitt uber die Nagel 175 1. In den Achselhohlen, auf den Schultern, den Oberschenkeln, der nab Schamgegend, den Brusten, an den Seiten, auf dem Rucken, uber dem Herzen und am Hals mogen von einem leidenschaftlich verliebten Paar Nagelspuren hinterlassen werden. Auch von anderen sind die Fingernagel zu gebrauchen, und zwar bei einem naneuen Beischlaf, 177 nachdem ein Schmollen geendet hat, nach der Menstruation, im Rausch, nach einer Reise und nach einer Trennung. 178 2. Durch die jeweilige Wesensart 179 wird, wie auch bei der Anwendung der Zahne, die Entscheidung uber den Gebrauch der Nagel gefallt. Viele frische Spitzen sollen die Nagel von zwei uberaus feurigen Partnern haben. Wuchsfreudigkeit, Freisein von Schmutz, Weichheit, Glanz, Freisein von Rillen und Rissen dies sind die Vorzuge von Nageln. 3. Eine mit allen Nageln ausgefuhrte, ganz schwache Aktion, die undeutliche Ritzer erzeugt, die Korperharchen zum Strauben bringt, einen Laut wie catacata hervorruft und darin besteht, dass durch den Anschlag der Daumennagelspitze gegen die anderen Nagel Wangen, Bruste und Lippen gerieben werden, nennt man Churita 180 175 Hauptquelle dieses Abschnitts ist Kamasutra II,4. 176 Namlich solchen von minder heissblutigem Temperament. 177 Gemeint ist der erstmalige Beischlaf mit einem neuen Partner. 178 Die Ubersetzung ist hier eine Sache der Auslegung. Kokkoka verwendet stets den Lokativ, der auch 'in Bezug auf bedeuten kann, hier gegebenenfalls als 'nach' aufgefasst worden ist. Was speziell die Menstruation betrifft, so ist wahrscheinlich kein Geschlechtsverkehr wahrend dieser gemeint, da ein solcher allgemein verpont war. Man konnte auch versucht sein, 'vor einer Reise und vor einer Trennung' zu lesen, doch weckt ein Abschied doch wohl eher Gefuhle der Melancholie als solche exzessiver Leidenschaft. Das Kamasutra lasst bei einer Reise beide Versionen zu. 179 Gemeint sind die Charakterzuge wie auch die Gepflogenheiten des jeweiligen Landesteiles. 180 Vgl. Anm.44. Das Wort wird auch etwas euphemistisch mit 'Nagelmusik' ubersetzt (z.B. von S. Lienhard in Kokkoka. Geheimnisse der Liebeskunst. Schmiden 1960, S.83 und Anm.84). Gemeint ist das knipsende Gerausch der Fingernagel, das demjenigen gleicht, das beim Knacken eines Flohs entsteht. Anstelle des Flohs gerat bei der

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174 4. 5. 6. Journal of the European Ayurvedic Society 4 (1995) Ein krummes Mal, das am Busen oder am Hals angebracht wird: Das ist der 'Halbmond'. Stehen zwei solche 'Halbmonde' einander gegenuber, so nennt der Furst der Weisen dies den 'Kreis'. Seine Stellen sind: Die Gegend oberhalb der Schamgegend, 181 Lenden und Oberschenkel. Eine zwei bis drei Finger lange 'Linie' ritzt man allenthalben ein. Wenn der Daumennagel unterhalb des Busens eingedrungen ist und man mit den Nageln aller ubrigen Finger uber den Busen fahrt, so dass die Linien in Richtung auf die Brustwarzen verlaufen, so bezeichnen dies die Wissenden als den 'Pfauenfuss'. Mit allen Fingernageln oberhalb des Busens 182 kratzend, erzeugt man den 'Hasensprung'. Ein entsprechend geformtes Mal am Busen, in der Schamgegend und auf dem Rucken heisst 'LotosBurblatt'. 183 Erfahrene Manner bringen bei ihrer Liebsten zur Erinnerung vor dem Aufbruch zu einer Reise drei oder vier eng nebeneinander verlaufende 'Linien' in der Schamgegend oder auf dem Busen an. IX. Der Abschnitt uber die ausserliche Liebe 184 1. Geruhmt werden Zahne von sanftem Glanz, die scharfe Spitzen haben, nicht ubermassig lang und nicht schadhaft sind, die farblich attraktiv und gleichmassig sind und dicht beieinander stehen. Mit Ausnahme der Mundhohle, der Oberlippe und der Augen sind die Zahne an den in der Anweisung uber die Kusse erwahnten Stellen hier beschriebenen Aktion ein Stuck Haut zwischen die Nagel. 181 Nicht, wie man auch zu interpretieren versucht hat, der obere Teil der Scham, denn innerhalb der Schamhaare bliebe ein solches Mal ja verborgen, ware seine Applikation somit zwecklos. 182 kucagra ist mehrdeutig; wortl.: 'Brustspitze'. Dass die Warzen gemeint waren, durfen wir hoffentlich verneinen. 183 Die hier genannten Male bilden nur einen Bruchteil der im Kamasutra aufgezahlten. Kulturhistorisch darf man dies wohl so einschatzen, dass die (aus unserer heutigen Sicht) Unsitte des Kratzens (Vatsyayana gibt Beispiele fur schwere Verletzungen oder gar Todesfalle infolge derartigen Vorgehens) im Ruckgang begriffen war. 184 Es ist ungewiss, wie der Abschnitt zu dieser irrefuhrenden Uberschrift kommt. Mit Petting hat er jedenfalls nichts zu tun, sondern beschreibt analog den Nagelspuren die Zahnmale. Er hatte demgemass Dantadhikara uberschrieben werden mussen.

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2. (200 K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) in Anwendung zu bringen. 175 Der 'versteckte' BiSS in die Unterlippe hat Rotung 185 als einziges Kennzeichen. 186 Der 'geschwollene' Biss entseht durch Drucken auf die Lippen und die linke Wange. So ist dort auch auf die Unterlippe durch eine besondere Zusammenfugung 187 auf Grund wiederholter Ubung der 'Korallenstein' zustandezubringen. 3. Wenn man mit zwei Zahnen 188 in der Mitte der Lippe eine sesamkornartige Wunde hervorruft, so ist dies der 'PunktbiSS'. Wenn aber die Verwundung durch alle scharfspitzigen Zahne bewirkt wird, so entstehen 'Juwel-' und 'Punktgirlande'. Diese sind ein Schmuck fur die Achselhohlen, die Stirn, den Hals und die Leisten. Der 'WolkenriSS' ist in die Busenwolbung mit den Zahnspitzen einzuritzen; er hat die Form einer Kreisscheibe mit ungleichen Zakken. Das 'Eberknabbern' besteht in nicht unbedeutenden, dichten Zahnspurstreifen mit dunkelroten Zwischenraumen. Sie sind ein Schmuck fur Busen und Rucken. 189 4. X. Der Abschnitt uber die Stellungen beim Verkehr 1. In der prachtig beleuchteten, mit Blutengirlanden bestreuten Wohnung, in der sich der Duft des Raucherwerks ausbreitet, soll der fein gekleidete Liebhaber zusammen mit seiner Begleiterschar, an seiner linken Seite die Frau, die ihren Schmuck angelegt hat, zum Niedersetzen veranlassen. Dann soll er eine witzige Unterhaltung anbahnen. 2. Die Freundin mit dem linken Arm leicht umfassend, beruhre er immer wieder den Saum ihres Gewandes, das Brustepaar und den Gurtel. Nachdem er den Gesang neckischer Lieder angestimmt und 185 186 Im Text ist ragaikalingam statt ragaih kalingam zu lesen. Nach dem Kommentar zu Kamasutra II,5,5 wird dieser BiSS durch eine einzige Zahnspitze verursacht. 187 Diese besteht aus einem andauernden Zusammenschluss von Oberzahn und Unterlippe. 188 Namlich je einem Zahn aus dem Ober- und Unterkiefer, die zusammen als Zange wirken. 189 Auch hier (vgl. Anm.183) geht der betreffende Abschnitt des Kamasutra (II,5) weit mehr ins Detail.

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damit im Herzen der jungen Frau Zuneigung hervorgerufen hat, bricht er die Unterhaltung ab. 190 192 3. Nun kuSSt er die Stirn, das Kinn, die Wangen und die Nasenspitze, macht wiederholt sit und beruhrt immer wieder mit der Zunge die ihre und ihren Gaumen. 191 Das Churita-Mal ritzt er auf ihre Nabelgrube, auf den Busen und die Oberschenkel, legt sie hin1 und lost mit konsequenter Beharrlichkeit ihr Untergewand. Wenn er sich aber einer nahert, die noch zogert, soll er ihre Wangen und Ohrlappchen kussen, die Spitze des Penis gegen das Haus des Liebesgottes (Vagina) drucken, seinen Mund auf den ihren legen, ihren Korper mit beiden Armen umfassen und mit den Handen in ihrer Scheide das Spiel der Erregung treiben. 193 4. 5. Bei manchen Frauen ist die Scheide innen weich wie eine Lotosblute, oder sie ist mit Warzchen 194 bedeckt oder aber faltig; wieder andere haben das Aussehen einer Rinderzunge. Somit ist die Scheide der Frauen von vierfacher Art. Die jeweils fruher genannte gelangt schneller zum Orgasmus und ist somit die ruhmenswertere. 6. Es befindet sich im Zentrum der Scheide eine kleine Rohre, die dem mannlichen Glied entspricht; das ist das Vehikel, uber welches es zum Orgasmus kommt. Wenn sie mit zwei Fingern erregt wird, sprudelt eine Flut von Liebeswasser. Sie und des Liebes- 195 190 In diese waren bis dahin auch die Begleiter einbezogen worden, die nun entlassen werden. 191 Der Text spricht nur von Kussen, doch muss dieser Begriff hier wohl in weiterem Sinne aufgefasst werden. 192 Dieser Kausativ von /svap, der eigentlich 'einschlafern' und sogar 'toten' bedeutet, muss hier in Abweichung von der Norm ubersetzt werden. 193 Damit beendet Kokkoka die Beschreibung des Vorspiels und geht zur Beschreibung der Scheide uber. Hierbei erweist er sich als vollkommen unabhangig vom Kamasutra, das zu diesem Thema keine Angaben macht. 194 Eine vergleichsweise freie Ubersetzung von anguli, das anders keinen rechten Sinn ergabe. 195 Gemass der noch unveroffentlichten Habilitationsschrift von Rahul Peter Das (The Origin of the Life of a Human Being. Conception and the Female according to Ancient Indian Medical and Sexological Literature), die bald bei Motilal Banarsidass in Delhi erscheinen soll, handelt es sich hierbei wahrscheinlich nicht um die Clitoris, sondern um die Portio vaginalis (Zapfchen) der Gebarmutter.

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(PP) K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) mol 177 gottes Sonnenschirm 196 bezeichnet man hier als die beiden sinnlichen Potenzen der jungen Frauen. Se 7. Oberhalb der Scheidenspalte liegt das, was man als den Sonnenschirm des Liebesgottes bezeichnet; es hat die Gestalt einer Naund ist mit allen Wollustnerven reich ausgestattet. Es befindet sich nicht ubermassig weit davon innerhalb der Scheidenoffnung eine mit Wollustflussigkeit vollstandig gefullte Rohre, der sogenannte Vollmond'. 8. Es befindet sich dort noch ein anderes Gebiet vieler Adern. Das Wichtigste beim Reiben mit den Fingern sind jedoch die drei, die hier genannt worden sind. 198 Der 'Elefantenrussel', die 'Schlangenwindung', der 'Halbmond' und der 'Treibstachel des Liebesgottes' u.a. gelten als Bezeichnungen fur die Arten der Fingertatigilbakeit.19 9. Auch eine Sprode macht man gefugig, indem man mit Zeige- und Mittelfinger mehrmals und nach Belieben die genannten Adern erregt. Wenn durch Nagel, Zahne, Kusse, Umarmungen und die Betastung der Schamgegend das Reich der Wollust prangt, fuhre man mit dem Penis die Vereinigung herbei. 10. Nachdem man gemass der Wesensart die ausserliche Liebe betrieben hat, schatze man ein, ob die Geliebte erregt ist. Dann erst mov moge der Gatte mit einem Glied, dessen Mass ihrem Liebestempel gleichkommt, den Beischlaf vollziehen. 11. Die Verengung einer schlaffen Scheidenoffnung erfolgt, wenn der Verkehr mit geschlossenen Schenkeln vonstatten geht.200 Bei einer sehr festen Scheide ist eine Lockerung vonnoten; darum gilt mb hier ein Verkehr, bei dem die Frau die Schenkel spreizt, fur angemessen. 12. So schliesst bei der niedrigen Geschlechtsverbindung 201 die von Wohl die Clitoris (vgl. oben, Anm.13). 197 Anspielung auf die zwei Nasenflugel. 198 Kitzler, Schamlippen und 'Vollmond'. 199 Diese werden jedoch hier nicht weiter erklart, so dass wir uns mit den blossen Namen begnugen mussen. 200 201 Vgl. Kamasutra II,6,2. Stute mit Rammler, Elefantenkuh mit Stier, insbesondere aber Elefantenkuh mit Rammler; vgl. III,3-4.

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tollem Liebesverlangen befallene Frau ihre zu weite Schamgegend. Gewiss lasst sie sie bei der erhohten Liebesbeziehung 202 weiter werden. Bei der gleichartigen Verbindung 203 ruht sie richtig und gleichmassig. 13. Die nach oben blickende, 204 die seitliche, ferner die sitzende, die stehende und noch die gebeugte: 205 das sind die von dem Weisen 206 aufgezeigten Grundstellungen beim Beischlaf. Der Reihe nach werde ich nun ihre Besonderheiten vollstandig darlegen. 14. In der Anzahl der Stellungen, bei denen die Frau auf dem Rucken liegt, werden zwei fur den gleichartigen Verkehr, drei fur den erhohten und ferner vier fur den niedrigen Verkehr von dem Weisen aufgezahlt, jedoch ohne nahere Bestimmung. 207 15. Wenn die auf dem Rucken liegende Frau ihre beiden Schenkel auf die Schenkel des sitzenden Mannes legt, so ist dies die landliche' Stellung; halt die Frau ihre Schenkel ausserhalb seiner Huften, - nennt man die Stellung 'stadtisch'. 16. Wenn die Frau mit beiden Handen die Gesassbacken hebt und so den Venusberg aufwarts richtet, wobei der Busen in den Handen des Gatten ruht, und wenn sie beide Fersen aussen um seine Gessassbacken legt, so wird dies die 'aufgebluhte' Stellung genannt. 17. Wenn die Frau beide Schenkel nach der Seite halt und auf diese Weise sich mit dem Geliebten geschlechtlich vergnugt, und wenn sie dabei sich nahert und entfernt, wobei sie Schenkel und Scheide offnet, so wird dies hienieden als 'gespreizte' Stellung bezeichnet. 18. Wenn die Frau ihr eigenes Schenkelpaar, es gleichmassig haltend, mit den Knien des Geliebten von der Seite her vereinigt, so wird diese nur durch lange Ubung zu erlernende Stellung als 'IndraGazelle mit Stier, Stute mit Hengst, insbesondere aber Gazelle mit Hengst. 203 Vgl. III,2-4. 204 Gemeint ist, dass die Frau auf dem Rucken liegt. 205 Alle Stellungen betreffen die Frau; die letztgenannte ist der coitus a tergo, bei dem der Mann von hinten eindringt. 206 207 Gemeint ist hier und im folgenden Vatsyayana. Der Mann sitzt der Frau zugewandt. - Dass diese und andere Positionen uns nur fur Artisten geeignet scheinen, will nur besagen, dass Europa eben nicht das Mass aller Dinge ist. Kokkoka hat jedenfalls nicht phantasiert, sondern das beschrieben, was in seinem Lande und zu seiner Zeit ublich war.

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(200) K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) Gattin' bezeichnet. 208 179 19. Wenn die beiden sich vereinigen, indem sie die Beine gerade halsbten, so ist dies die 'Schale'. 209 Sie ist von zweierlei Art, abhangig davon, ob die junge Frau auf dem Rucken oder auf der Seite liegt. Wenn die Frau dabei die Schenkel zusammenpresst, so ergibt sich daraus die 'pressende' Stellung. 20. Wenn aber die Frau ihre beiden Schenkel miteinander verschrankt, so tragt die Stellung den Namen 'umhullend'. 210 Erfasst die Frau mit der von den Schamlippen umgebenen Spalte den unbeweglichen Penis, so ist dies die 'Stuten'-Stellung. 211 21. Wenn der Mann die junge Frau beschlaft, indem er ihr zusammengepreSStes, nach oben gerichtetes Schenkelpaar umarmt, so ist dies die 'gekrummte' Stellung. 212 Wenn aber dabei die Frau ihre beiden Fusse auf seine Beine legt, heisst dies das 'Brustzerreissen'. 22. Ist ein Bein dabei ausgestreckt, ergibt sich die 'halbgepreSSte' Stelain lung. Wenn beide Knie 213 der jungen Frau auf der Schulter [des Mannes] liegen, entsteht die 'klaffende' Stellung. 214 Wenn sie dabei ein Bein nach unten streckt, ist dies die 'Streckstellung'. 23. Wegen des vielfachen Stellungswechsels ist das 'Bambusspalten' hienieden bekannt geworden. 215 Wenn ein Beinende der Frau 208 Vgl. Kamasutra II,6,11. 209 Vgl. Kamasutra II,6,16-17 und 19. 210 Vgl. Kamasutra II,6,20. 211 Das ist eine fur das alte Indien besonders charakteristische Stellung. Sie hat neuerdings unter der Bezeichnung Carezza eine Wiederentdeckung gefunden und dient der Verhutung einer unerwunschten Empfangnis. Ihr Wesen besteht darin, nur die Erektion aufrechtzuerhalten, den Samenerguss aber zu vermeiden. Besonders angesehen waren solche Frauen, die durch raffiniertes Spiel der Scheidenmuskulatur dem Mann nicht nur die Erektion sicherten, sondern ihm auch orgasmusahnliche Gefuhle bereiteten. Diese Vaginaltatigkeit fuhrt heute den Namen Pompoir. Es ist durchaus moglich, dass solche Praktiken auch bei dem noch heute in Sudasien (vor allem im Osten des Subkontinents) praktizierten "tantrischen" Ritualverkehr eine Rolle spielen, doch harrt die Angelegenheit noch eingehenderer Untersuchung. 212 Vgl. fur diese und andere Stellungen Kamasutra II,6,24 ff. 213 Genauer: die Kniekehlen. 214 Eine auch heutzutage von jungen, schlanken Frauen bevorzugte Stellung, die ein besonders tiefes Eindringen des mannlichen Gliedes gestattet. 215 Eines der Beine der Frau liegt auf der Schulter des Mannes; das andere ist

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nach unten, das andere nach oben, auf den Kopf des Mannes, kommt, ist dies das 'Speerdurchbohren'. 24. Wenn beide Beine der jungen Frau eingebogen sind und auf des Mannes Nabel gesetzt werden, ergibt sich die 'Krebs'-Stellung. 216 Eine 'Schaukel' entsteht, wenn die junge Frau ihre Fusse heftig bewegt. 217 25. Wenn die junge Frau ihre Unterschenkel kreuzt, wird dies als 'Lotossitz' bezeichnet. Aber geht die Verschrankung nur von einem Bein aus, so ist dies der 'Halblotossitz'. 26. Wenn die Geliebte ihre beiden Arme zwischen ihre eigenen beiden Knie fuhrt und sie um den Hals des Partners legt, und wenn auch der Geliebte sie mit beiden Armen, die inmitten seiner Knie gefuhrt wurden, umfasst, bezeichnen die Weisen dies als 'Schlangenfessel'. 27. Wenn der Mann die beiden Beine der jungen Frau, die die Hande auf die grossen Zehen gelegt hat, auf seine eigenen beiden Knie legt und die beiden Arme um ihren Hals, ist dies die 'Fesselung'. 28. Wenn der Mann den Beischlaf ausubt, nachdem er beide Arme auf ihre Arme, den Mund auf ihren Mund und die Beine gegen ihre Beine gelegt hat, so ist dies die 'Schildkroten'-Stellung. Sind [dabei] die beiden Schenkel emporgerichtet, ist es die 'umgewendete' Stellung. 218 Wenn aber die beiden Schenkel des Mannes von den Schenkeln, Nageln und Fussen der Geliebten gepreSSt werden, so ist dies die 'PreSSstellung'. 29. Damit sind diejenigen Stellungen, bei denen die Frau nach oben schaut, abgehandelt. Im Folgenden spreche ich von den beiden Beischlafarten, bei denen man seitlich liegt. Befinden sich die Schenkel des Mannes zwischen den Schenkeln der Geliebten, wird dies von den Weisen als 'Schachtel' bezeichnet. 30. Wenn, ohne sich dabei zu trennen, die junge Frau oder der Mann diesen 'Schachtel'-Beischlaf vollzieht und nach entsprechender Ubung eine leichte Drehung der beiden Oberkorper stattfindet, so ausgestreckt. Darin wird dann immer abgewechselt. 216 Es ist karkataka statt markataka zu lesen. 217 Dieser Satz ist textlich nicht einwandfrei uberliefert. 218 Es will nicht recht gelingen, diese Bezeichnung zu erklaren, doch beginnt die am Ende des Verses herrschende Textverderbnis moglicherweise schon hier.

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K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) ist dies die 'Drehung'.2 219 181 31. Wenn eines der beiden Beine der im Sitzen befindlichen Schonen gekrummt ist und der Mann, etwas seitlich, sich ebenso mit ihr vereint,2 so wird dies als die 'Beinpaar'-Stellung betrachtet. 220 32. Wenn der Mann, der sich zwischen den Knien der Schonen befindet, sich geschlechtlich vergnugt und dabei die eigene Hufte wiegt, gilt dies als 'Reibung'. Findet die Vereinigung so statt, dass die beiden leidiglich einander zugewandt sitzen, ist dies die 'Affen'Stellung. 33. Damit ist auch diese Spielart der geschlechtlichen Vereinigung bepersprochen. Nun folgt der Orgasmus in den 'Standbild'-Stellungen. 221 Wenn beide Partner, an eine Saule oder eine Wand gelehnt, aufrecht stehen, konnen sie sich auf viererlei Art befriedigen. 34. Wenn der Mann mit dem Ellbogen das Knie der Frau umfasst, mit dem Fuss ihren Hals greift und seinen hoch aufgerichteten Penis einfuhrt, so ist dies die 'Knie-Ellbogen'-Stellung. 35. Wenn dabei das eine Bein der Frau hochgehoben wird, so entsteht als die mit 'Hari-Schritt 222 bezeichnete Stellung. Stellt die Schone beide Fusse auf die Hande des an der Wand befindlichen Liebsten, wird diese Vereinigung als 'Zwei-Handflachen'-Stellung bezeichnet. 36. Wenn die Frau auf den der Blute der Wasserrose gleichenden Handen des an der Wand befindlichen Geliebten sitzt, sich an seinen Hals mit den Lianen ihrer beiden Arme festhalt 223 und mit den Schlingen ihrer Schenkel die Hufte des Liebsten umwindet, mit den Fusssohlen zur Stutzung an die Wand stossend schaukelt, 2 seufzt und erregte sit-Laute ausstosst, wird dies als 'Liebe im Hangestutz' bezeichnet. 225 219 Hiernach werden die drei im Sitzen auszufuhrenden Stellungen besprochen. 220 Gemeint ist folgendes: Die Frau hat ein Bein ausgestreckt, das andere angewinkelt. Der ihr gegenubersitzende Mann legt sein ausgestrecktes Bein unter das der Frau. 221 222 Nunmehr werden die im Stehen einzunehmenden Positionen erortert. Offenbar ein Anspielung auf die drei Schritte Visnus (= Haris), mit denen dieser Erde, Luftraum und Himmel durchmessen haben soll. 223 Kokkoka bringt in Erinnerung, dass sein Leitfaden der Liebeskunst gleichzeitig ein Werk der Kunstdichtung ist. 224 Sie wiegt sich mit eingefuhrtem Penis hin und her. 225 Vgl. Kamasutra II,6,38. In Khajuraho und Konarak finden sich Skulpturen, die

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37. Als 'gebeugte' Stellung gilt, wenn die Geliebte, das Gesicht nach unten gerichtet, die Haltung eines Vierfusslers annimmt, und wenn der Liebhaber auf ihre Hufte steigt und die Stellung eines Stiers oder eines anderen Tieres 226 einnimmt. 38. Wenn die Frau ihre beiden Hande auf die eigenen Fusse legt, der Liebhaber auf ihre Hufte steigt und mit abwarts gerichtetem Gesicht allmahlich eindringt, wobei er sich wie ein Stier aufrichtet, ist dies die 'Kuh'-Stellung. 39. Wenn der Liebhaber, indem er mit der eigenen Hand seinen Penis festhalt, die Frau, deren Busen, Arme, Mund und Kopf die Erde beruhren, deren Gesassbacken aber nach oben gerichtet sind, nach Art eines Elefanten besteigt, so spricht man von der 'Elefanten'Stellung. 227 40. Daruber hinaus fuhrt man noch weitere Stellungen aus, vorwiegend die der Gazelle, des Esels, des Hundes und des Buffels.2 41. Wenn ein Liebhaber aber gleichzeitig mit zwei Frauen, deren Schenkel entgegengesetzt sind,228 Verkehr hat, 229 oder wenn ein liebestolles Madchen zwei Liebhaber hat, so kennt man dies als 'kombinierte Vereinigung'. 42. Ebenso kann es auch eine andere Art geben: Wenn sich namlich eine Frau mit vier Mannern oder ein Liebhaber mit vier Frauen geschlechtlich vergnugt, und zwar unter Zufugung von Liebeswunden und Beruhren des Gesichtes, der Hande, Fusse und des PeJim nis.2 230 ebendiese Stellung wiedergeben. 226 Das Kamasutra (II,6,41) erwahnt neben dem Stier noch Hund, Hirsch, Ziegenbock, Esel, Kater, Tiger, Elefant, Eber, Hengst. Damit schliesst Kokkoka die Besprechung der Positionen beim Geschlechtsverkehr. Hiernach aussert er sich, wie vor ihm schon das Kamasutra, zum Gruppensex. 228 D.h. sie liegen in der sog. 'Stellung 69'; die Fusse der einen liegen neben dem Kopf der anderen. 229 Nach dem Kommentar hat der Mann mit der einen Frau normalen Verkehr, wahrend er die andere mit den Fingern oder der Zunge befriedigt. 230 Im Kamasutra II,6,47 wird dazu ausgefuhrt (bei funf Liebhabern): Der eine soll sie halten, ein anderer ihr beiwohnen, ein dritter die Schamgegend, ein weiterer das Antlitz und wieder ein anderer die Korpermitte liebkosen.

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(er) K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II)ol 183 43. Das Regelwerk der 'Standbild'-Stellungen ist damit besprochen. 231 Die sonstigen Arten, die sich daraus ergeben, wie der Penis die Scheide reibt - Quirlung, Pressung, Eberstoss usw. -, sind als nicht allzu fruchtbringend von mir weggelassen worden. 44. Die Arten des Pressens, Schlagens und Reibens der Scheide konnen oberhalb und ebenso ringsherum und unterhalb vorgenommen werden. Ist die Schongesassige von Liebe erfullt, fuhre der Mann den in der Hand gehaltenen Penis in die Scheide ein. 45. Wenn ihre Augenscheiben flackern, drucke er die Frau umso mehr. Erschlaffen des Korpers, Schliessen der Augen und Ohnmacht sind die Kennzeichen des Orgasmus. 46. Immer wieder bringt sie ihre Scheide zum Zusammenziehen, stosst den sit-Laut aus, von Liebestollheit erfullt. 232 Dies sind die Hinweise auf den Zeitpunkt ihres Gefuhlshohepunktes. Nun sind aber ins auch die Kennzeichen ihrer Nichtbefriedigung aufzufuhren. 47. Sie schuttelt die Hand, schlagt, gibt ihn nicht frei und springt plotzlich auf ihn, entweder aus eigenem Antrieb oder wenn der Liebhaber ermudet ist; die Frau vollzieht dann die Rolle des Mannes.233 48. Entweder von Anfang an 234 oder nachdem sie ihn mit eingefuhrtem Penis nach unten gelegt hat, 235 verhalt sie sich wie ein Mann. Mit eingebogenem Bein 236 dreht sie sich, wahrend die Schamgegend des Mannes nach oben gerichtet ist, wie ein Rad. 237 49. Wenn ihre Huftendrehung allseits erfolgt, wird dies die 'Schaukel'sind. 232 Aus diesem Satz scheint zu folgen, dass die Verse 41 und 42 Interpolationen Nach dem Kontext ubersetzt; eigentlich bedeutet garvita "stolz". 233 D.h. sie liegt dann auf ihm; vgl. Kamasutra II,8. 234 235 Das Paar beginnt die Vereinigung sogleich mit dem Coitus inversus. Hier hat das Paar in der ublichen Grundstellung begonnen und dreht sich nun so, dass die Frau oben liegt, wobei der Penis in der Scheide bleibt. 236 Nach dem Kommentar wird das linke Bein gebeugt. 237 Dies ist die beruhmte 'Muhle'; in dieser schwierigen Position dreht sich die Frau, ohne sich vom Mann zu losen, mit dem Penis als Achse im Kreis herum. Das Kamasutra II,6,33 kennt die Stellung ebenfalls, doch ist dort der Mann der aktive Teil. Ein in neuerer Zeit empfohlener, diesem Liebeskarussell aber nur schwache Konkurrenz bietender Versuch in dieser Richtung ist die 'Kreuzstellung', bei der der Penis um 90° verkantet eingefuhrt wird.

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Stellung genannt. Dabei moge sie Schlage austeilen, sit machen und mit lachelnd verzogenem Mund folgendes sagen: 50. 'Jetzt bist du Schuft von mir zu Fall gebracht worden. Ich schlage dich! Wehre dich! Demutig bist du geworden.' Wahrend sie ihn immer wieder schlagt, klingt ihr Armreif, kusst ihr schwarzes Haupthaar ihre Lippen, wiegt sie sich, trunken, heftig mit den Hinterbacken. Dieses Tun beende sie dann von selbst. 238 51. Wenn er dann ihre Ermudung gewahrt, lasse er die Frau niedersinken und vollziehe beim Erguss die 'Schachtel'.2 Wenn sie auch so nicht zur Befriedigung kommt, wende er fur ihre Wollust die Finger an. 52. Man nehme zur Sinnesbetaubung die Stellung, bei der die Frau oben liegt, nicht ein, wenn die Frau erst vor kurzem entbunden hat [oder] wenn sie mit der Menstruation behaftet ist. Wenn sie schwanger oder vom Typ einer Gazelle ist, wenn sie korpulent ist, 240 ein Madchen oder eine Magere, nehme man sie ebenfalls davon aus.2 242 241 239 53. Die geschlechtliche Leidenschaft wird als Liebeskampf bezeichnet. Als ein Teil davon gilt das Schlagen, ferner das einen Schmerz bekundende sit-Machen. Davon wurden zahlreiche Arten von den Weisen aufgefuhrt. 243 54. Das Schlagen geschieht mit der glatten Handflache, mit dem Handrucken, mit der Faust und mit der ausgestreckten Hand auf den Rucken, die Seiten, die Schamgegend, die Busenfurche und auf den Kopf; diese sind namlich die Statten des Liebesgottes (d.h. erogene Zonen). 238 239 Vgl. X,29. Weil eine zarte Frau in dieser Stellung zu sehr strapaziert werden konnte. Zur Gazelle vgl. III,19 ff. 240 241 242 Weil eine solche wiederum den Mann strapaziert. Ahnliche Regeln enthalt das Kamasutra II,8,41. In diesem Zusammenhang ist auch von Interesse Hartmut Scharfes Aufsatz 'Der Liebeskampf bei den indischen Erotikern', in: Kreative Aggression. Festschrift fur George Bach. Hilarion Petzold, Hartmut Scharfe (Hrsg.). Paderborn 1985 (Integrative Therapie, Beiheft 9), S.85-92. 243 Vgl. Kamasutra II,7,1 ff.

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(20) K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) col 185 55. Als sit-Laute 244 kennt man: den him-Laut, 245 das 'Donnern',246 den sit- und ut-Laut, 247 den phut-Laut, 248 das Seufzen, Weinen usw., ferner Ausrufe wie 'Hor auf!', 'Drucke [mich]!', 'Nimm mich!', 'Lass mich leben!', 'Schone mich!', 'Oh!', 'Pfui!'. 56. Eine Mischung aus einer Reihe von Schreien, die denen der Wachtel, der Taube, des indischen Kuckucks, der Gans und des Pfaus ahneln, wird beim Schlagen angewandt. Doch auch noch andere zob Schreie werden von den Lebemannern 249 angestrebt. 57. Nach oben, durch Hals und Nase, entweicht der him-Laut. Das 'Donnern' ist wie Wolkengetose, dagegen wie platzender Bambus der sit-Laut, wahrend der phut-Laut so klingt, als fielen Beeren ins Wasser. 58. Man weiss, dass ein Schlag mit der Hand Tone des Weinens hervorasb ruft und dass ein Schlag mit dem Handrucken im Brustbereich anzuwenden ist. Der Gebrauch der Faust ist bekannt, namlich auf dem Rucken; die schlangenhaubenartig ausgestreckte Hand betatigt rab sich am Kopf. 59. Das Schlagen mit der Handflache erfolgt auf die Schamgegend; an den Seiten kommt die flache Hand zur Anwendung. Die 'Schere'250 und andere in Sudindien gebrauchte Schlage werden hier 251 von den Weisen verabscheut. 244 Unter diesem Oberbegriff werden hier die Arten von Liebes- und Schmerzlauten zusammengefasst. 245 Ein nasalierter hi-Laut, der bereits in der vedischen Opferritualistik eine grosse Rolle spielt. 246 247 Ein gutturaler ham-Laut. Das Kamasutra II,7,6 hat stattdessen den sut- und dut-Laut. 248 Dieser Laut soll nach dem Kamasutra (II,7,18) dem Gerausch entsprechen, das ins Wasser fallende Beeren verursachen; die Zunge beruhrt dabei den Gaumen. Ahnlich Vers 57. 249 250 kostete. kann. Damit konnten Leute gemeint sein, die auf sadistische Praktiken ausgehen. Ein bestimmter Schlag gegen den Kopf, der die Konigin Malayavati das Leben 251 Diese Stelle zeigt, dass das Ratirahasya nicht in Sudindien entstanden sein 252 Schon Vatsyayana hatte in Kamasutra II,7,25-30 entschieden vor solchen gefahrlichen Praktiken gewarnt.

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60. Der Liebste schlage die auf seinem SchoSS sitzende junge Frau 253 mit seiner Faust auf den Rucken. Sie, gleichsam zornig, tue dies auch. Sie jammert, seufzt und ist verwirrt 254 von Liebe. 61. Bis zur Vollendung (Orgasmus) vollfuhrt der Mann, nachdem er seinen Penis eingefuhrt hat, allmahlich zunehmendes Schlagen mit dem Handrucken auf die Herzgegend der jungen Frau. Auch sie stoSSe hierbei immer wieder den sit-Laut aus. 62. Wenn sie sich dabei widersetzt, dann schlage er ihren Kopf mit der gestreckten Hand und mache kat. 255 Die junge Frau vollfuhre 2 nd heftig den phut-Laut und wahrend des Schlagens ein Seufzen und an Weinen. 63. Flink schlage er sie bis zur Vollendung mit der flachen Hand auf die Schamgegend und auf beide Seiten. Wenn dann ihre Leidenschaft nachlasst, 256 vollfuhre die Schongesassige das Geschrei des Schwans und der Wachtel. 64. Geschrei und Seufzen vollfuhre die Schongesassige eine Weile lang am Schluss der Sinnesbetaubung. Auch sonst, wenn etwa der Schmerz gewichen und sie entspannt ist, entzuckt eine kehlig zwitschernde Frau. 65. Mit Liebe gepaarte Rauheit und Heftigkeit schreiben die Frauen den Mannern beim Beischlaf zu. Doch ist da und dort, je nach der Wesensart [der beteiligten Partner], auch eine aus Liebe und nicht fur lange Zeit vorgenommen Vertauschung hinreissend.257 66. Wie auch ein in die funfte Gangart (Galopp) gefallenes Rennpferd keinen Pfeiler oder sonst ein Hindernis gewahrt, so sehen auch die beiden Partner im Liebeswettstreit nicht Schnitte, nicht Schlage noch Vernichtung. 258 67. Aber man bedenke dabei die Wesensart der Frauen und wende demgemass heftiges oder gemassigtes Verfahren an. Die Ausfuhrung gibt. 253 254 255 256 Im Text muss es yuvatim statt yutim heissen. katara ist eigentlich 'angstlich, schuchtern'. Der Text lasst die Moglichkeit zu, dass es die Frau ist, die diesen Laut von sich Also nach dem von ihr erlebten Orgasmus. 257 Die Quelle fur diese bekanntlich durchaus zutreffende These ist Kamasutra II,7,22-23. 258 Vgl. Kamasutra II,7,32-33.

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K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II)uot 187 des Mundverkehrs ist bereits von dem Weisen 259 dargelegt und getadelt worden.260 XI. Der Abschnitt uber die Gewinnung von Vertrauen des Madchens 1. Wer als ordentlicher Mensch das dreifache, ungeschmalerte Lebensziel 261 anstrebt, soll gemass den Lehrbuchern [der Smrti-Literatur] ein Madchen heiraten, das der gleichen Kaste 262 angehort madeund sich zuvor keinem anderen Mann hingegeben hat. Mit Madchen von niedrigerer oder hoherer Herkunft gehen die Braven keine Ehe ein, wohnen sie nicht zusammen, schliessen sie keine Freundschaft und dergleichen mehr. 2. 3. Die schon ist wie ein Blatt von der blauen Wasserlilie 263 oder von goldfarbenem Glanz, an den Nageln von Fingern und Zehen [durch gute Durchblutung] sanftrot und ebenso an den Augen, die uber ein Paar gleich langer zarter Fusse verfugt, wenig iSSt und wenig schlaft, deren Hande und Fusse mit der Lotosblute, dem Krug, dem Rad usw. gekennzeichnet sind,264 die keine rotliche Haupthaarstrahne und weder einen Hangebauch noch herabgezogene Mundwinkel hat: Ein solches Madchen wird in den Regeln fur das Brautwerben gepriesen als die Beste von Natur. Tebo Die aber ausserhalb des Hauses weint, gahnt oder schlaft, eine solaid che meiden die Weisen, die mit den Regeln fur das Brautwerben 259 Namlich von Vatsyayana im Kamasutra II,9. 260 So ausschliesslich hatte Kokkoka dies nicht formulieren durfen. Nachdem Vatsyayana sich uber die unterschiedliche Haltung der Menschen in den einzelnen Landstrichen Indiens zum Mundverkehr geaussert hat, heisst es im Kamasutra II,9,34: 'Wegen der Meinungsverschiedenheit unter den Gelehrten und der Mehrdeutigkeit der religiosen Gesetzbucher soll man entsprechend den Gepflogenheiten der Gegend und nach der Natur und Veranlagung seiner selbst handeln; so urteilt Vatsyayana.' Ubrigens hat er hier vorwiegend die Fellatio, nicht den Cunnilingus, im Auge. 261 D.h. dharma, artha und kama. 262 Obwohl varna eigentlich eine soziale Gruppe oder einen Stand bezeichnet, war in der Entstehungszeit des Ratirahasya das Kastenwesen bereits voll ausgebildet; die Ubersetzung musste diesem Umstand Rechnung tragen. gelten. 263 Eine Lotosart. 264 Es handelt sich um mystische Zeichen, die bei einer Frau als gluckverheissend

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188 4. Journal of the European Ayurvedic Society 4 (1995) vertraut sind. In den Angelegenheiten der Brautwahl sind ausserdem folgende Typen von Madchen zu meiden: die den Namen von Bergen, Baumen, Flussen oder von Vogeln tragen; die einen ubermassig grossen, verkummerten, gebeugten oder plumpen Korper haben; deren Unterlippe zu weit herunterhangt; dann solche, die tief in den Hohlen liegende, rotbraune Augen sowie rauhe Hande und Fusse besitzen; 5. aber auch solche, die selbst wahrend des Essens seufzen, lachen oder weinen; die gar einen von oben herabgesunkenen Busen tragen oder einen Schnurrbart haben; oder die, deren Brustepaar ungleich geformt ist; ferner Zwerginnen; solche, die Ohren wie Getreideschwingen haben; andere mit schlechtem GebiSS, rauher Stimme, langem Gesicht 265 und ubergrossem Wuchs; 6. oder solche, die in der Welt der Lebemanner ihre Befriedigung finden; die an den Handen, an den Seiten, 266 in der Busengegend, mab auf dem Rucken, an den beiden Unterschenkeln, an der Oberlippe behaart sind; oder solche, bei deren Art zu gehen der Erdboden zittert; oder solche, von deren Wangen beim Lachen eine Woge herabfallt.267 7. Zu meiden sind aber auch solche, deren zweite 268 Zehe grosser ist als ihre grosse Zehe 269 oder deren mittlere Zehe zu klein ist, oder bei denen die kleinste oder die vorletzte Zehe oder beide nicht bis auf den Boden kommen. 270 ideal. 265 Der dolichocephale Typus war im alten Indien alles andere als ein SchonheitsStatt 'an den Handen, an den Seiten' ist vielleicht 'an den Handseiten' zu ubersetzen. 267 Auch diese Stelle kann man verschieden deuten. Mit der Woge kann durchaus ein Speichel- oder Tranenfluss gemeint sein. Dies ist wahrscheinlicher als die Annahme, Kokkoka habe die Bildung von Grubchen im Sinn gehabt. 268 An dieser Stelle folgt die Ubersetzung der Hindi-Version. 269 In XIII,35 bemerkt Kokkoka, dass Frauen, deren zweite Zehe am linken Fuss langer als die grosse Zehe ist, zu den Dirnen zu zahlen sind. 270 Erst hiernach beginnt Kokkoka die Darlegung des eigentlichen Anliegens dieses Kapitels. Dabei knupft er, wie er selbst in Vers 18 bemerkt, an die betreffenden Leitgedanken des Kamasutra an.

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8. 9. K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) 189 Dann, in der Hochzeitsnacht, soll er uberhaupt nichts unternehmen. Denn innerhalb einer Zeitspanne von drei Nachten qualt Beharrlichkeit die Jungvermahlte. Drei Tage lang breche er also seinen keuschen Wandel nicht und betreibe mit ihr kein Spiel nach seinem Wunsch, ohne ihr Herz gefesselt zu haben. Die von blumenzartem Korper sind, die Frauen, sie hassen die Methoden, welche Manner, die nicht ins Geheimnis der Liebeskunst eingedrungen sind, anwenden. Zuerst bringe er also seine Liebe uber ihre Freundinnen zum Ausdruck. Daruber hinaus unternehme ter nur das, was ihm die Rucksichtnahme ermoglicht. 10. Bei einem sehr jungen Madchen, das man das erste Mal erlangt, erfolge das Vorgehen im Dunkeln, heisst es. Handelt es sich um eine vertraute junge Frau, geschieht es wenigstens im Geheimen. Fur eine kleine Weile umarme er ihren Oberkorper und reiche ihrem Mund mit dem eigenen Mund eine Betelgabe. 11. Mit Zuneigungsbeteuerungen, freundlichen Reden, Fussfallen und anderen Methoden der Gewinnung veranlasse er die WiderstrebenMonede, die Gabe anzunehmen. Einen bedeutungsvollen, zartlichen KuSS gebe er ihr in diesem Zusammenhang, und durch liebliche, sanfte Liebesworte mache er sie ihm verbunden. 12. Indem er sie gleichsam unwissend nach etwas fragt, das in wenigen Silben zu erklaren ist, bedrange er sie, wenn sie keine Erwiderung verlauten lasst, noch mehr. 'Werde ich von dir geliebt, o Madchen, dab oder nicht?' So befragt, moge sie anstelle einer Antwort den Kopf schutteln. 13. Wenn sie aber Zuneigung gefasst und ihre Freundin allmahlich in mondas Geheimnis eingeweiht hat, so moge sie lachelnd das Antlitz senken. 'Gesagt worden ist von ihm dieses und jenes; dir winkt bestandiges Gluck!'; das soll ihr einfuhlsam die Freundin uber den Liebsten sagen. 14. Ist die Rede der Freundin aber gar zu deutlich, spreche die junge Frau zu ihr: 'So etwas sage ich nicht!', doch mit begehrlicher Stimme, undeutlich, die Worte und Silben nur halb aussprechend. Doch wenn sich ihre Zuneigung entfaltet, bringt sie, darum gebeten, Betelnusse, Blumen usw. herbei, die sie an seiner Jacke befestigen moge. 15. Dann beruhre er ihre Busenknospen mit den Fingerspitzen und fuhre die Handflache uber ihre geheimste Stelle bis zum Nabel. Er

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ziehe sie aber wieder zuruck, wenn sie sich straubt, 271 und sage: 'O Schongesichtige, ich will es nicht wieder tun, wenn es dir unangenehm ist!' 16. Nachdem er sie so auf sanfte Weise umgarnt und auf seinen SchoSS gesetzt hat, verschmelze er immer mehr mit ihr und komme allmahlich dazu zu sprechen: 'Mit Nagel- und Zahnspuren werde ich dich kennzeichnen, o Liebliche, und am eigenen Korper werde ich mir selbst eine solche Veranderung zufugen. 272 17. "Von dir ruhrt das her!": Wenn ich das bekanntgebe; werde ich damit dich, o Schongesichtige, vor der Schar deiner Freundinnen noch mehr beschamen.' Danach kusse er sie am ganzen Korper und streichele 273 spielerisch ihre Schenkel, bis sich allmahlich ihre Schamhaftigkeit legt. Dann lose er ihr den Gurtel. 18. Mit dem in angemessener Weise eingefuhrten Penis soll er sie schrittweise zum Entzucken fuhren, nachdem er auf liebevolle WeiDa se ihre Scheu, 274 Unsicherheit und Abneigung beseitigt hat. So ist von mir zu dem tiefsten Geheimnis der Madchen die Richtung angegeben worden gemass der im Inhalt des Kamasutra gegebenen Anschauung. 19. Weder durch ubergrosses Entgegenkommen noch durch zu grosse Widersetzlichkeit erlangt man Erfolg bei den Madchen.275 Daher gewinne man sie auf dem Mittelweg. 20. Wer das Entstehen der Liebe bei sich selbst und die Vermehrung der Leidenschaft bei den Frauen kennt und weiss, wie man das Vertrauen eines Madchens gewinnt, der wird der Frauen Liebling. 21. Wird ein Madchen aber jahlings von einem Mann, der keinen Zugang zu ihrem Gemut gefunden hat, bedrangt, gerat es in Furcht, 271 An dieser Stelle tritt eine kleine Lucke auf, da der Text so korrupt ist, dass ihn auch der Kommentar nicht zu deuten vermag. Wurde man der Frau das samsrja des Textes in den Mund legen, ergabe sich das Gegenteil von dem, was vom Kontext indiziert wird. 272 Zu Einzelheiten vgl. die Abschnitte VIII und IX. 273 Wie so haufig, mussen wir die nominale Konstruktion, wie sie das Sanskrit bevorzugt, mit einem Verb umschreiben. 274 275 Im Text ist die Worttrennung falsch; es ist sadhvasadhvantarose zu lesen. Kokkoka geht nun zu einigen allgemeinen Gesichtspunkten uber, die bei der Gewinnung eines Madchens zu beachten sind.

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K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) Zittern, Aufregung und sofort auch in HaSS. 191 22. Indem die Frau eine Liebesvereinigung nicht erlangt, wird sie durch diese Aufregung geschadigt. Entweder wird 276 sie den Mann mit HaSS verfolgen oder selbst verhasst sein und zu einem anderen gehen. XII. Der Abschnitt uber die Gattin2 277 1. Nachdem die junge Frau jegliche Widerspenstigkeit abgelegt hat, verehre sie ihren Gebieter in der Rede, mit dem Herzen und mit sudo dem Korper wie einen Schutzgott. Auf Veranlassung des Gatten kummere sie sich um das Haus und die Wohnung und mache die Wohnstatt taglich ganz sauber und recht hubsch. 2. Zu den Lehrern, Freunden, Dienern und zur Verwandtenschar des Gatten verhalte sie sich, wie es sich gehort, frei von Hochmut und Tucke. Sie trage ein bescheidenes, weisses Kleid bei Spielen und Spaziergangen, ein reiches, rotgelbes zur Entzuckung des Liebsten. 3. Im Garten pflanze sie Majoran, Navamali (Jasminum sambac), Maalati (J. grandiflorum), Kunda (J. pubescens oder Nerium odorum), Malli, 278 Krauter mit zarten Bluten und voll von Wohlgeruch, Baume mit recht sussen Fruchten, ferner Rettich, Flaschenkurbis (Lagenaria siceraria), Bhanda (Thespesia populneoides) usw., sodann Vitapika 279 usw. 4. Niemals verkehre sie mit ublen Weibern, Hexen, Bettelnonnen, 280 mit Frauen, die mit Schauspielern und Lebemannern in Verbindung stehen, und nicht mit Wurzelzauberinnen. Indem sie uberlegt: 'Das gefallt ihm und ist ihm bekommlich, das aber nicht!', erfulle sie jeden Tag seine Essenswunsche. 5. Hat sie, wenn er kommt, seine Stimme gehort, so halte sie sich, zur Bedienung des Ankommenden bereit, in der Diele auf. Seine beiDer Text bietet eine falsche Worttrennung; es ist va syad vidvista zu lesen. 277 Hierbei lehnt sich Kokkoka eng an den vierten Hauptteil des Kamasutra an. 278 Malli soll identisch mit Navamali sein; Navamali ist jedoch bereits erwahnt. Evtl. ist vitapaka zu lesen; der Baum Acacia catechu. 279 280 Damit sind buddhistische Nonnen gemeint, die von der einstigen moralischen Hohe der Ordensschwestern tief herabgesunken waren und vielfach als Kupplerinnen galten.

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den Fusse wasche sie ihm selbst. Wenn er zur Vergeudung des Besitzes neigt, ist er insgeheim zu ermahnen. 281 6. Nur wenn sie dazu seine Erlaubnis erlangt hat, gehe sie irgendwohin aus. 282 Das Bett suche sie nach dem Gatten auf, erhebe sich aber noch vor ihm. Den Schlafenden verlasse 283 sie nicht. 284 Seine Andacht unterbreche sie nicht. Seine und auch die eigenen Gelubde und Satzungen befolge sie. 7. An irgendwelchen geheimen Orten oder vor der Tur halte sie sich nicht lange auf. Sie gebrauche ihm gegenuber keinen unfreundlichen Ton. In einer sparlich besiedelten Gegend oder in einem Hain fuhre sie keine Gesprache. Und sie sehe keinen Mann ohne einen Grund zur Unterhaltung. 8. Viele ordentlich gefertigte Topfe 285 aus Holz, Ton, Leder und Eisen soll sie unter Beachtung des Zeitpunktes 286 zu niedrigen Preisen kaufen. Im Verborgenen lagere sie schwer erhaltliche Arzneimittel. Ausgaben tatige sie, indem sie die Einnahmen mit aufmerksamem Sinn berucksichtigt. 9. So kummere sie sich um die Nutzung von Gras, Spreu, Korn, Brennholz, Kohlen und Asche, um den Einsatz der Dienerschaft, die Uberwachung der Arbeit, die Aufbewahrung der vom Geliebten abgetragenen und weggelegten Kleidungsstucke und bei The Gelegenheit die Beschenkung der Dienerschaft mit ihnen, die zuvor gereinigt wurden.287 - - 10. Ausserdem befasse sie sich mit dem Unterhalt des Gesindes, mit Wagen und Vieh, mit der Sorge fur Affen, Kuckucke, Papageien, Predigerkrahen und Kraniche. Gegenuber den Alteren 288 halte 281 282 Die BloSSstellung des Gatten in der Offentlichkeit soll vermieden werden. Vgl. Kamasutra IV,1,15. 283 muncet ist wohl nicht richtig. Zutreffend ist eher Kamasutra IV,1,17, wo die Frau ermahnt wird, den schlafenden Gatten nicht zu wecken. 284 Der Sinn kann aber auch sein: Seine Plane verrate sie nicht. 285 Oder: Gerate. 286 287 Namlich wenn die Preise moglichst niedrig sind. Eine notgedrungen freie Ubersetzung; das Sanskrit ist hier, wie so oft, viel knapper als das Deutsche. 288 Damit sind vorrangig die Schwiegereltern gemeint.

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K. Mylius, Kokkokas Ratirahasya (II) 193 sie Unterordnung und Zugelung der Rede, vermeide sie deutliches Lachen und befleissige sie sich eines tugendhaften Wandels. 11. Die Nebenfrau betrachte sie besonnen als eine gleichgestellte Gefahrtin in der Liebe und deren Nachkommenschaft wie die eigeHat sich der Gatte irgendwohin auf Reisen begeben, trage sie ausschliesslich gluckbringende Schmuckstucke und ehre die Alteren und Brahmanen. ne. 12. [Wahrend der Abwesenheit des Gatten] sei ihr Lager bei den Alten 290. Ihre Ausgaben sollen nur geringfugig sein. Taglich versuche sie, eine Nachricht von ihm zu erlangen. Sie bemuhe sich, von ihm unerledigt gelassene Arbeit zu vollenden. Fur das Wohlergehen und den Erfolg [seiner Reise] vollziehe sie Gelubde und Riten. 13. Wahrend der Reise begebe sie sich ins Haus ihrer Verwandten nur in Begleitung einer anderen Person und halte sich dort nicht lange auf. Ist aber der Liebste zuruckgekehrt, zeige sie ihre unveranderte Gestalt 291 auf einem Fest usw., bringe aber als erstes ein Opfer dar. 292 14. Wenn der Mann mehrere junge Frauen hat, behandele er sie alle gleich, verhalte sich hoflich, dulde aber keine Vergehen. Uber eine korperliche Missbildung, ein den Geschlechtsverkehr betreffendes Geheimnis oder etwas in der Liebesraserei Geaussertes einer der Frauen 15. tue er einer anderen nicht das Mindeste kund. Niemals mische er sich in die internen Angelegenheiten der Nebenfrauen ein. Wenn die eine uber die Fehler einer anderen herzieht, so soll er sie dafur unter vier Augen mit geeigneten Worten tadeln. Er erfreue die Herzen der Frauen nach Gebuhr durch Ausfluge in Parks, durch Liebe, Achtung und Geschenke. 289 Vgl. hierzu Kamasutra IV,2,4 und 7. 290 Gewohnlich die Schwiegereltern. 291 292 Sie trage dieselben schlichten Gewander wie zur Zeit seiner Abwesenheit. Als Dank an die Gotter fur die gluckliche Heimgeleitung des Gatten.

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